Ein Bericht der „Neuen Vorarlberger Tageszeitung“ vom 28.04.2012 von Dunja Gachowetz.

Gjon Markagjoni, Mitglied einer der angesehensten Sippschaften der Region, klärte damals die Weitgereisten auf: „Er sagte uns, dass die Dorfbewohner noch nie einen West-Europäer gesehen hätten. Ihnen wurde von den kommunistischen Herrschern immer gesagt, dass es den Menschen im Westen schlecht gehen würde. Ihnen in Albanien jedoch sehr gut. Für die Albaner ist, als sie uns gesehen haben, wohl eine Welt zusammengebrochen.“

Pfarrer Winsauer erinnert sich gut an diese Reise Anfang der 1990er-Jahre. Anlass dafür war, dass Vorarlberger den Menschen in Albanien helfen wollten. „In dieser Zeit wurde sehr viel über Albanien berichtet. Viele Vorarlberger kamen zu mir und wollten spenden. Doch sie hatten Bedenken, dass das Geld nicht dort ankommt, wo es wirklich benötigt wird“, berichtet der ehemalige Schwarzacher Pfarrer. So mancher habe schon probiert, die Vorarlberger übers Ohr zu hauen.

Er merkte recht schnell, wann er auf der Hut sein musste. „Gjon Markagjoni hat uns immer sehr geholfen. Er hat uns darauf hingewiesen, wenn wir vorsichtig sein mussten. Wir hatten zu Beginn auch nie ein Bankkonto in Albanien.“ Denn die Geldinstitute dort würden es mit dem Bankgeheimnis nicht so genau nehmen. So wusste niemand, wie viel Geld die Vorarlberger wirklich bei sich hatten.

Durch den Einfluss von Markagjoni gewannen auch die Bürgermeister und die Bevölkerung der Region Vertrauen zu den Vorarlbergern. Dennoch war es ein steiniger Weg bis dorthin. Zunächst durfte das Team auch nur mit Männern reden. „In Albanien zählte eine Frau nichts. Es gibt einen Spruch, dass sie nur dann den Mund aufzumachen hat, wenn sie isst“, erzählt der Pfarrer. D

och die Vorarlberger ließen nicht locker. Beharrten darauf, auch mit den Albanerinnen sprechen zu wollen und setzten schließlich ihren Willen durch. „Zuerst durften wir mit Frauen aber nur unter Aufsicht reden. Bei jedem Satz blickten sie zuerst die Männer an. Gaben die ihr Okay, erzählten sie. Heute dürfen wir alleine mit den Frauen sprechen.“